a) Gebietsbeschreibung
b) Gebietsschutz
c) Gehölzstreifen des Naturschutzvereins
d) Streuobstwiese der Gemeinde Harsum
e) Fotos unserer Mitglieder aus diesem Gebiet
(wk) Der ca. 17 km lange Bruchgraben entspringt als Dingelber und Dinklarer Klunkau (Zusammenfluss bei Schellerten) und mündet bei Sarstedt in die Innerste.
Früher begleiteten den in einer Eiszeitrinne mäandrierenden, wahrscheinlich fischreichen Bördefluss Auwälder, sumpfige Wiesen und Weiden. Die Landschaft bildete ein natürliches Überschwemmungsgebiet. Den ganzen Sommer hindurch bis spät in den Herbst hinein belebten Viehweiden die busch- und baumreiche Landschaft. Die „Herrenwiese“ mit ihrem heutigen Obstbaumbestand erinnert noch an die ausgedehnten Weideflächen.
Das Bruchgrabengebiet von Nettlingen bis Sarstedt hatte schon immer einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung des hiesigen Landschaftsbildes.
Ab etwa 1850 wurden die Auenbereiche bis auf wenige Restflächen in Ackerland umgewandelt und zur Verhinderung von Hochwasserlagen vertieft und begradigt.
So wirkt der Bruchgraben heute „kanalisiert“ und zeigtnur noch an wenigen Stellen annähernd natürliche, strukturreiche Abschnitte.
Planktonuntersuchungen weisen den Bruchgraben als nährstoffreichen Fluss aus, dessen Wasserqualität (Gewässergütekarte des NLWKN aus dem Jahre 2000: „kritisch belastet“) dringend verbesserungswürdig ist. Die am häufigsten vorkommenden Fischarten sind: Gründling, Döbel, Dreistachliger Stichling, Rotauge, Hasel und Flussbarsch. Weitere seltenere Arten beschränken sich auf ausgewählte Abschnitte des Bruchgrabens1.
Trotz ganz überwiegend naturferner Gestaltung handelt es sich um einen aus Sicht des Naturschutzes sehr wertvollen Bereich in der ansonsten ausgeräumten Bördelandschaft. Von Störungen abgeschirmte Bereiche bieten für eine Reihe von Greifvögeln (Rot- und Schwarzmilan sowie Bussard) wichtige Brutgebiete. Auch Nachtigall, Silberreiher (als Wintergast), diverse Entenarten (insbesondere Stock- und Reiherente) und Eisvogel finden hier einen artgerechten Lebensraum.
Ziel des regionalen Naturschutzes durch die Paul-Feindt-Stiftung und den Ornithologischen Verein zu Hildesheim e.V. mit seinen Regionalgruppen „Borsumer Kaspel“ und „Alpe-Bruch“ ist es, zusammen mit öffentlichen und privaten Beteiligten an der Wiederherstellung alter Auenstrukturen und der Renaturierung des Flusslaufes zu arbeiten.
Keine Renaturierung im erhofften Sinne, bei der dem Bruchgraben es wieder ermöglicht werden sollte, einen natürlichen, mäandrierenden Verlauf zu nehmen, aber doch immerhin eine durchgehende Bepflanzung des südlichen Ufers soll lt. Presseberichterstattung (HAZ v. 02.02.2013) erfolgen. Dem durch die direkte Besonnung begünstigte Schilfbewuchs soll damit entgegen gewirkt, die derzeitigen Unterhaltungskosten von bis zu jährlich 150.000 EURO auf längere Sicht gesehen so reduziert werden. Ermöglicht werden soll diese Maßnahme durch überregionale Fördermittel und Beschaffung der zu bepflanzenden Grünstreifen in den Flubereinigungsverfahren Algermissen und Sossmar.
Von einem "kanalisiertem" Verlauf des Bruchgrabens selbst wollen die beteiligten Behörden nicht abweichen. Als Grund dient der Hochwasserschaft der vom Bruchgraben entwässerten Börderegionen.
1Vgl. Brunken, Birnbacher & Hein: Fische des Bruchgrabens – Gestern, Heute, Morgen – (Bl. 195 ff.); in: Hildesheimer und Kalenberger Börde; Mitteilungen der Paul-Feindt-Stifung Bd. 5, Hildesheim 2005;
Seit Oktober 2011 informiert eine inhaltlich von uns gestaltete Info-Tafel Spaziergänger und Radfahrer über diesen für den Naturschutz wichtigen Bereich in der landwirtschaftlich ansonsten
intensiv genutzten Hildesheimer Börde. Mitglieder des OVH haben sich freundlicherweise bereit erklärt, Fotos zum Abdruck zur Verfügung zu stellen.
Wer sich eingehender mit der Hildesheimer und Kalenberger Börde beschäften möchte, findet in den Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung reichlich Lesestoff (Band 5: Hildesheim und Kalenberger Börde). Wir sind gern bei der Beschaffung dieses Buches behilflich.
Das Bruchgrabengebiet ist für unsere Naturschutzarbeit von großer Bedeutung. Es weist einigen Strukturreichtum auf, den man ansonsten in der ausgeräumten Bördelandschaft vergeblich sucht. Freie Grünflächen, alter Baumbestand, Wasser … das steht im Gegensatz zu intensiv bewirtschafteten Äckern, geteerten oder betonierten Wirtschaftswegen und nur rudimentär vorhandenen Büschen und Gehölzen.
So versucht auch der Naturschutz aus verständlichen Gründen in diesem Bereich die eine oder andere bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche zu erwerben um sie für die Natur zu „reservieren“. Denn in Zeiten der Produktion regenerativer Energien finden auch bislang für die Landwirtschaft bislang weniger attraktive Flächen, die schon einmal als Brache aus der Nutzung genommen wurden, wieder Verwendung. Wo bis vor einiger Zeit „Wildwuchs“ der Artenvielfalt ein Zuhause gab, sprießen hier und da auch in diesem Gebiet jetzt Maispflanzen. Umso wichtiger wird es dafür zu werben, dass man bei aller Ökonomie die Ökologie nicht vergessen darf. Und besser als „Verständnis-Wecken“ ist nunmal die eigentumsrechtliche Sicherung ökologisch wertvoller Strukturen für den Naturschutz. Erste Schritte wurden in den vergangenen Jahren insbesondere nördlich des Bruchgrabens unternommen, der Ankauf weiterer sich anbietender Flächen würde wohlwollend geprüft.
Fotos: Kauer (26.12.2012)
Fotos Reinhard Gronau, 25.01.2017
Einen einsamen Gehölzstreifen inmitten von Getreide- und Rübenparzellen pflegt der Verein seit vielen Jahren. Der Erwerb erfolgte in den 90er Jahren, bepflanzt wurde er im November 1997. Leider ist er etwas zu schmal geraten für eine pflegeextensive Behandlung und insbesondere die enger bepflanzten "Kopfenden" erweisen sich als außerordentlich "vital". So findet von Zeit zu Zeit immer wieder eine ernste Aussprache zwischen Naturschutz und der benachbarten Landwirtschaft statt. In der Regel jedoch siegt die Vernunft und anstelle die Paragrafen zu bemühen, findet man eine vernünftige Lösung der Grenzprobleme.
Die NaturKids (Kindergruppe des Vereins) haben in Abstimmung mit der Gemeinde des Weiteren am Nordende deren Ausgleichsfläche im November 2012 eine Hecke gepflanzt, die der Haselmaus Heimat und Nahrung zugleich geben soll. Wer dem nachfolgenden link folgt, gelangt zu dieser Pflanzaktion.
Die NaturKids pflanzen eine "Haselmaushecke"
Zu einer Bereicherung des Gebietes wird eine im Herbst 2012 angelegte Streuobstwiese führen. Als Ausgleich für das am Nordende Borsums entstandene Neubaugebiet „Neißer Straße“ wurden in der Nähe des sog. (nunmehr verbuschten) Bruchgraben“biotops“. Die Gemeinde Harsum hat auf der Ausgleichsfläche ca. 40 Obstbäume neu gepflanzt (verschiedene Sorten Kirschen, Birnen, Äpfel, Zwetschen u.a.). Gedeihen sie so wie erhofft, werden sie in einigen Jahrzehnten für die Artenvielfalt im dortigen Bereich von ganz erheblichem Wert sein und den bereits auf der „Herrenwiese“ vorhandenen Baumbestand ergänzen.
Fotos: Kauer (26.12.2012)