(wk) Nach unserem letzten Besuch der Streuobstwiese Groß Düngen sind nun einige Monate vergangen. Wir wollten zur Obstbaumblüte wiederkommen und diesen Besuch in unser diesjähriges Veranstaltungsprogramm aufgenommen. Wegen der diesjährigen Brutvogelbestandsaufnahme in Adlum sind die Wochenendtermine zurzeit knapp, und so starteten wir heute ausnahmsweise an einem Wochentag. Als Rentner darf man das 😊.
Wie erwartet präsentierte sich die Streuobstwiese heute in ihrem Prachtkleid, obwohl der Himmel die allermeiste Zeit wolkenverhangen war. Insbesondere Wildkirsche, Mirabelle und Pflaume beherrschen gerade den Blütenflor.
Dieter Herrmann berichtete uns viel Wissenswertes über die Pflege einer Streuobstwiese und die das Obst tragenden Bäume. Von Apfelsorten wie Goldparmäne, Roter Boskoop und Danziger Kantapfel war unter anderem die Rede. Es ist eben auch eine Art von Landwirtschaft, wenn auch in Groß Düngen jetzt nicht der Obstertrag das Ziel der Bemühungen ist, sondern der Erhalt der Streuobstwiese als wertvoller Lebensraum von Fauna und Flora. Dahinter steckt die bereits seit Jahrzehnten von einer Reihe von Vereinsmitgliedern des OVH geleistete ehrenamtliche Arbeit. Die Aktiven haben sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden, denn Pflegearbeiten und -methoden wollen aufeinander abgestimmt sein, damit nicht die linke Hand wieder in das eingreift, was die rechte geschaffen hat, und auch das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe Gleichgesinnter gibt Ansporn und Freude zugleich.
Pünktlich zur Besichtigung drehten zwei in diesem Jahr bislang noch vermisste Rotmilane dann doch ihre Runden. Kolkrabe, Rohrweihe und Grünspecht waren ebenso zu sehen, die Aufzählung der Singvögel ersparen wir uns an dieser Stelle.
Erfreulicherweise brütet der Neuntöter jährlich in einem der Gebüsche. Bislang vergeblich warten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft auf das erstmalige Erscheinen des Wendehalses und des Steinkauzes. Das Gebiet wäre für beide Arten gut geeignet. Der Wendehals wird in der Region häufiger beobachtet, so dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sich das erste Exemplar auf die Streuobstwiese „verirrt“. Mit dem Steinkauz ist das schon wesentlich schwieriger, denn die Frage ist, wo sich überhaupt (noch) die nächsten Populationen befinden.
Mitglieder des Naturschutzvereins Borsumer Kaspel haben in den 1989 - 1993 letztlich vergeblich versucht, im Rahmen eines Auswilderungsprogrammes eine überlebensfähige regionale Population zu schaffen. Leider letztlich vergeblich, denn der Straßenverkehr und die wohl doch schon für den Steinkauz nicht mehr ausreichend geeigneten Lebensraumstrukturen führten immer wieder zum Versterben der ausgesetzten Exemplare.
Am Boden zaubern die Frühblüher gerade ihre Farbtupfer in das Gras. Uns sind im Vorübergehen spontan folgende Arten ins Auge gefallen, wobei der gelbe Blütenflor der zahlreichen Schlüsselblumen auf der „kleinen Streuobstwiese“ besonders hervorgehoben werden soll:
Hätten wir einen erfahrenen Botaniker dabeigehabt, hätte die Liste der weiteren interessanten Beobachtungen damit wohl erst begonnen.
Es lohnt, sich auf der Streuobstwiese auch einmal die alten Stämme, Äste und Pfähle genau anzuschauen. Sie dienen als Unterlage für unscheinbare Flechten, die erst bei einer Betrachtung mit der Lupe ihre bizarren Formen offenbaren. Flechten benutzen die Stämme und Zweige nur als Unterlage, das heißt, um sich daran festzuhalten, der Baum leidet unter dem Flechtenbewuchs nicht. Bei Flechten handelt es sich um eine Lebensgemeinschaft von Pilz und Algen (in der Regel Grün- und Cyanoalgen).
Flechten zuverlässig zu bestimmen ist mitunter etwas für den Wissenschaftler, der mithilfe des Mikroskops und chem. Reagenzien arbeiten muss.
Bei einer groben „Durchsicht“ der Stämme meinen wir folgende Arten festgestellt zu haben:
Das ist viel schwer zu bewältigendes „Unterholz“ für die Schwarzglänzende Holzameise, die wir an den Stämmen auch gesehen haben.
Alles in allem war der Besuch der Streuobstwiese wieder eine „runde Sache“. Leider befindet sich die Beschilderung nach wie vor in einem „traurigen“ Zustand. Wir hatten bereits im vergangenen Herbst angeregt, das vorhandene Schild durch ein neues zu ersetzen, das den zahlreichen Passanten zwischen der Ortschaft Groß Düngen und der Gastronomie im Wald mehr über die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese vermittelt. Leider wurden die Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit offensichtlich anders gesetzt. Schade eigentlich, denn etwas mehr Aufmerksamkeit hätte diese Fläche schon verdient.
Bildergalerie: