(wk) Der alljährliche Frühlingsspaziergang durch die historischen Wallanlagen Hildesheims erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Trotz anfänglich kühler und feuchter Witterung nutzten auch in diesem Jahr 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit zur Teilnahme an diesem naturkundlich orientierten Spaziergang.
Die Wallanlagen von Hildesheim haben eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Jahrhundert angelegt und dienten ursprünglich als Verteidigungsanlage zum Schutz der Stadt vor feindlichen Angriffen.
Heute bieten die Wallanlagen Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Die Grünflächen innerhalb der Wallanlagen werden von einer Vielzahl von Pflanzenarten besiedelt, darunter Wildblumen, Sträucher und Bäume wie Eichen, Buchen und Ahorn. Schon beim Betreten der Wallanlagen zeigt sich die Frühlingsbotanik, allen voran der üppig blühende Lerchensporn. Die Wilde Tulpe dagegen zeigt bis jetzt nur ihre charakteristischen Blätter, die gelben Blüten werden erst im späteren Frühjahr zu sehen sein.
Die Flechten, die auf den meisten Bäumen zu finden sind, nahm Winfried Kauer zum Anlass für einen kleinen Exkurs über den „Nutzen“ der Flechten für die Wissenschaft. Flechten eignen sich als Bioindikatoren, da sie als wechselfeuchte Organismen sehr stark von den atmosphärischen Bedingungen ihrer Umgebung abhängig sind. Die Flechtengemeinschaften eines Gebietes werden neben Feuchte und Temperatur auch durch die Immissionsbelastung der Atmosphäre geprägt. Aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit und der ganzjährigen Aktivität ihres Stoffwechsels können sie als Frühwarnsystem für lufthygienische Belastungen genutzt werden.
Historische Untersuchungen zeigen, dass die Flechtenvielfalt in vorindustrieller Zeit sehr hoch war, dann in der frühindustriellen Phase mit hoher Immissionsbelastung drastisch zurückging und sich seit Einführung emissionsmindernder Maßnahmen wieder zu regenerieren beginnt.
Unser Spaziergang war ornithologisch ausgerichtet. Bietet die relative Ruhe am Sonntagvormittag doch Gelegenheit zu interessanten Beobachtungen der städtischen Vogelwelt und zum Verhören der entsprechenden Rufe. Wir bekamen eine Menge zu sehen, manchmal schon mit bloßem Auge, insbesondere aber mit dem für Ornithologen unverzichtbaren guten Fernglas bzw. Spektiv, wie die nachstehende Beobachtungsliste zeigt:
Amsel
Blässhuhn
Blaumeise
Buchfink
Buntspecht
Eichelhäher
Eisvogel
Elster
Gebirgsstelze
Gimpel/Dompfaff
Graureiher
Grünfink
Grünspecht
Heckenbraunelle
Kleiber
Kohlmeise
Kormoran
Mäusebussard
Misteldrossel
Rabenkrähe
Rotkehlchen
Sommergoldhähnchen
Sperber
Stadttaube
Star
Stieglitz
Stockente
Sumpfmeise
Teichhuhn
Turmfalke
Wanderfalke
Zaunkönig
Zilpzalp
Zwergtaucher
34 Vogelarten
Sonstige:
Nutria
Da wir an diesem Tag nur mit der Hälfte des vorgesehenen Betreuerteams antreten konnten, hatten sich dankenswerterweise die Eheleute Petra und Wolfgang Pahl sowie Benedikt Scharfenberg aus unserem Mutterverein, dem Ornithologischen Verein zu Hildesheim e.V., bereit erklärt, uns fachkundig zu unterstützen dies erwies sich als kluge Entscheidung. Die diesjährigen Teilnehmer waren im Schnitt ungewohnt jung und ihnen konnte demonstriert werden, wie man mit bewundernswertem Fachwissen und Einsatz moderner Technik auch einem einfachen Spaziergang Beobachtungen entlocken kann, die man für sich allein nie gemacht hätte. Wobei die digitalen Bestimmungshelfer gleich an Ort und Stelle dafür genutzt werden können, letzte Zweifelsfragen bei der Artenbestimmung anhand des Aussehens oder der charakteristischen Rufe zu klären bzw. den Teilnehmern anhand der Bilder die typischen Bestimmungsmerkmale zu illustrieren.
Auch noch einmal an dieser Stelle unseren herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung durch die Eheleute Pahl und Benedikt Scharfenberg, der uns zudem seine anlässlich des Spaziergangs gemachten Fotos zur Verfügung gestellt hat, von denen wir eine Auswahl in unserer kleinen nachfolgenden Galerie zeigen wollen:
Fotogalerie: Benedikt Scharfenberg