Kaum steigen die Temperaturen, sind sie wieder da – dick und pelzig, mit tiefem Brummen schwirren die Hummeln durch unsere Gärten. Nicht verwunderlich, sind Hummeln doch (wohl auch von ihrer Entstehungsgeschichte her) mehr die „Nordländer“ unter den Insekten, bewohnen sie doch fast durchweg die kühleren Regionen der Erde, einige stoßen sogar bis über den Polarkreis vor. Die Nestanlage im oder am Boden, ihre robuste Konstitution und ihr runder, massiger Körper, das dichtbehaarte Pelzgewand und die Fähigkeit, den Wärmehaushalt ihres Körpers in gewissem Maße zu regulieren, rüsten sie für diese Lebensräume. Ihre kräftige Brustmuskulatur trägt die Brummer mit fast zweihundert Flügelschlägen pro Sekunde nicht nur durch die Luft, sondern produziert auch ordentlich Abwärme, eine Art natürliche Heizung für kühle Tage.
Hummeln gehören wie Bienen, Wespen und Ameisen, zur Familie der Hautflügler. In Deutschland gibt es rund 36 verschiedene Hummelarten. Und ja, sie können, wenn sie sich bedroht fühlen, stechen, sind aber im Vergleich zu anderen „Stechimmen“ sehr friedliche Zeitgenossen. Anders als Honigbienen fliegen Hummeln nur nach dem Gedächtnis, sie besitzen keinen „Sonnenkompass“, können mit ihren Augen allerdings polarisiertes Licht zur Orientierung nutzen. Anders als Honigbienen (Rund- bzw. Schwänzeltanz) verfügen Hummeln über keinerlei „Sprache“, mit der sie Artgenossen über Trachtpflanzen informieren können. Anders als Honigbienen leben Hummeln auch nur in kleinen Staaten mit 50 bis 600 Tieren. Eine Hummelkönigin gründet im Frühjahr ein neues Volk und zieht ihre ersten Arbeiterinnen allein groß. Die Hummelsaison dauert von März bis etwa August – dann stirbt das Volk, nur junge Königinnen überwintern im Boden.
Die sympathischen Verwandten der Honigbiene sind fleißige Bestäuber, doch ihr Lebensraum wird immer knapper.
Natürliche, das heißt artenreiche Lebensräume wie Wiesen, Waldränder oder Brachen verschwinden zunehmend durch Bebauung oder intensive Landwirtschaft. Auch in unseren Ortschaften wird es für Hummeln schwerer, geeignete Nistplätze und – während der gesamten Flugzeit! - genug Nahrung zu finden.
Dabei kann jeder von uns einen Beitrag leisten, damit Hummeln sich in unseren Gärten wieder heimischer fühlen. Schon mit kleinen Maßnahmen kann man den Garten in ein Paradies für Hummeln verwandeln. Besonders wertvoll sind heimische Wildblumen wie Natternkopf, Wiesensalbei oder Glockenblumen. Auch Kräuter wie Thymian, Lavendel oder Borretsch sind bei Hummeln sehr beliebt. Wichtig ist ein kontinuierliches Blütenangebot von März bis in den Herbst.
In unserer Monatsversammlung vom 04.04.2025 hat Gerald Wolpers anhand einer mitgebrachten „Hummelkiste“ demonstriert, wie man der Hummel „unter die Flügel“ greifen kann:
Da natürliche Nistplätze wie verlassene Mäusegänge selten geworden sind, kann man Hummeln mit speziellen Nisthilfen unterstützen. Solche Hummelkisten kann man kaufen oder mit etwas handwerklichem Geschick selbst bauen. Sie bestehen meist aus einer wetterfesten Holzkiste mit einem raffinierten Zugangssystem als Schutz gegen unerwünschte Eindringlinge und einem gut belüfteten Innenraum mit Nistmaterial wie zum Beispiel Kapok und/oder trockenem Moos. Wichtig: Der Kasten sollte an einem ruhigen, halbschattigen Ort stehen, früh im Jahr aufgestellt werden und gegen Regen und Bodennässe geschützt sein. Tipps und Kniffe zur Förderung der Erstbesiedelung steuerte Gerald Wolpers in unserer Monatsversammlung ebenfalls bei.
Auch das Thema „Wachsmotte“ durfte nicht fehlen, denn dieser Schmarotzer ist ein echtes Problem für Hummelvölker in (nicht nur) künstlichen Nisthilfen. Die Hummel-Wachsmotte ist nach dem Menschen vermutlich der gefährlichste Widersacher unserer Hummeln. Der ca. 17 mm große nachtaktive Falter aus der Familie der Zünsler findet Anfang Mai durch seinen Geruchssinn die Hummelnester, kriecht in die Erdhöhlen bzw. Nistkästen und legt in der Nähe der Hummelwaben seine Eier ab. Diese werden durch die Nestwärme ausgebrütet. Die geschlüpften Wachsmotten-Raupen fressen dann die Waben samt Hummel-Larven auf und können so, wenn sie in einem frühen Entwicklungsstadium des Hummelvolkes und in großer Zahl auftreten, schließlich das gesamte Volk vernichten.
Hummeln sind unersetzliche Helfer in der Natur und brauchen unseren Schutz. Ob Balkon, Garten oder Schrebergarten – mit blühenden Pflanzen, Nisthilfen und etwas Aufmerksamkeit können wir ihnen ein Zuhause bieten. Und wer weiß – vielleicht zieht schon im nächsten Frühling eine kleine Brummerin in Ihre Hummelkiste ein.