Gliederung:
1. Das Dorferneuerungsverfahren Borsum
2. Bürgerbeteiligung
3. Naturschutz im Dorf
(wk) Borsum als "dörflicher Wohnstandort" - an diesem Leitbild orientieren sich die Überlegungen der Teilnehmer des Arbeitskreises Dorferneuerung. Es gilt, für die weitere Entwicklung des Dorfes einen Weg zu finden, der diejenigen Elemente erhält bzw. aufwertet, die für Borsum charakteristisch, prägend sind.
Die Dorferneuerungsrichtlinien definieren diesen Spagat zwischen Tradition und Moderne wie folgt:
„Die Förderung der Dorferneuerung ist Teil der Strukturpolitik des Landes für die ländlichen Räume und die ländlich geprägten Bereiche von Ordnungsräumen. Sie soll die Gemeinden und ihre Bürger befähigen, die durch sozio-ökonomische, baulich-räumliche, ökologische und kulturelle Werte geprägte unverwechselbare Eigenart ländlicher Siedlung zu bewahren und die Dörfer als Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturraum künftigen Erfordernissen anzupassen.“
Das Dorferneuerungsverfahren für die Ortschaft Borsum geht auf eine Initiative des Ortsbürgermeisters zurück.
Vertreter des Naturschutzvereins haben von Anbeginn an regelmäßig an den Sitzungen des Arbeitskreises teilgenommen. Dieser hat sich in einer Art Bestandsaufnahme mit einer ganzen Reihe von Schwerpunktthemen beschäftigt und sich für aufgezeigte Probleme um Lösungsansätze bemüht.
Zu den Schwerpunktthemen gehörte zum Beispiel:
- Landschaftsräumliche Einordnung des Dorfes
- Lage des Dorfes im Landschaftsraum (Boden, Wasser, naturräumliche Gliederung, Bodennutzung)
- Ortsentwicklung
- Geschichte; Siedlungs- und Bevölkerungsstruktur;
- Zukünftige Ortsentwicklung; wohnbauliche Ergänzung;
- Parksituation in problematischen Bereichen;
- Spielplatzsituation
- Wirtschaft (Gewerbestruktur, Handwerk, Landwirtschaft, Einkaufen/Versorgung);
- Prozessionskreuze;
- Vorschläge für die Aufwertung einzelner Dorfbereiche und Platzräume (Opfergasse, Pfarrgarten, Pfarrscheune, Lindenstraße; Maschplatz, Sonaytaplatz, Heinrich-Ruhen-Platz; Bäckerbrink etc.);
- Innerörtliche Grünstrukturen
- private und öffentliche Grünflächen;
- Streuobstwiesen;
- Baumalleen und wichtige Gehölzgruppen;
- Verkehr Ortseingänge;
- Verkehrswegesituation (Straße, Rad-, Fußwege; öffentlicher Personennahverkehr, Parksituation, baulicher Zustand der Verkehrswege);
- Ortsentwicklung; Gebäude:
- Situation des Gebäudebestandes, ortstypische Gebäude; Bewertung;
- Zukünftige Entwicklung: Folgenutzung/Leerstand/Nachnutzung;
- Ausblick auf private Maßnahmen (Haus, Hof und Garten);
- Vorbereitung der Prioritätenliste.
Der nunmehr vorliegende umfangreiche Bericht zur Dorferneuerung Borsum 2012 (Bearbeitungsstand 06.03.2012) stellt in Schrift und Karte die Ergebnisse der letztjährigen Planungsphase dar. Er gliedert sich in einen Analyseteil (Teil A), der die Rahmenbedingungen erläutert, und in einen Planungsteil (Teil B), in dem die beabsichtigten Maßnahmen vorgestellt werden.
Der Bericht steht im Internet zur Einsicht bzw. zum Download bereit. Folgt dazu diesem (externen) link::
http://www.harsum.de/media/custom/1735_419_1.PDF?1331883005
Sowohl im Arbeitskreis zur Dorferneuerung (AK) als auch in der Verwaltung sind "Prioritätenlisten" für das weitere Verfahren entwickelt worden. Des Weiteren wurden die Träger öffentlicher Belange an dem Verfahren beteiligt, entsprechende Stellungnahmen liegen zwischenzeit vor und sind in der öffentlichen Sitzung des Bau-, Umwelt-, Entergie- und Verkehrsausschusses vom 19.04.2012 von dem Planungsbüro vorgestellt worden.
Nachdem das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist, soll der Dorferneuerungsplan, die Ziele und vor allem die Fördermöglichkeiten, die sich für Haus- und Hofeigentümer ergeben, im Rahmen einer 2. Informationsveranstaltung öffentlich vorgestellt werden. Hierzu stehen Vertretern des Planungsbüros SRL Weber, Hannover, der Landesbehörde und der Gemeinde Harsum zur Verfügung.
Diese Informationsveranstaltung fand am 25.09.2012 statt.
a) Was ist Bürgerbeteiligung ?
Einführend zum Begriff vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerbeteiligung
b) Wie erfolgte die Bürgerbeteiligung im vorliegenden Verfahren ?
Die Bürger wurden über das Verfahren im Rahmen einer Bürgerversammlung am 26.10.2010 informiert und zur Mitarbeit in einem (jedermann offenen) Arbeitskreis aufgefordert. Die Mitarbeiter an dem Arbeitskreis wählten den Ortsbürgermeister Stuke zum Vorsitzenden, zum stellvertretenden Vorsitz den stellvertretenden Ortsbürgermeister Theo Bodenburg.
In dem Arbeitskreis wurden unter Federführung der das Projekt begleitenden Planungsbüros Weber die unter Ziff. 1 näher aufgeführten Themenbereiche erörtert.
Dorferneuerung - das ist mehr als Gebäudesanierung, Straßenbau und all das, was mit baulichen Veränderungen zu tun hat.
Dorferneuerung - das kann auch ein Schritt nach vorne sein in dem Bestreben sein, ein "globalisiertes Dorf" zu schaffen, in dem sich die weitere Entwicklung in dem Bewusstsein gestaltet, dass das ganze Leben auf dem Globus sich in ein und derselben Biosphäre abspielt. Ein Überleben in dieser Biosphäre nur dann gelingen kann, wenn wir unsere Existenz "nachhaltig" gestalten, d.h. die Entwicklungsdynamik der Wirtschaft sich innerhalb der Regenrationsgrenzen der Biosphäre halten muss.
Dorferneuerung hat so auch eine ganze Menge mit Dorfökologie zu tun. Lebensräume für die Natur im Dorf erhalten bzw. neu schaffen, und dies immer vor dem Hintergrund des Nachhaltigkeitsgedankens.
Dörfer und viele Städte sind traditionell artenreiche Refugion - oft sogar artenreicher und vielfältiger als die umgebende Agrarlandschaft. Diese Refugien gilt es zu erhalten.
Während Energiesparmaßnahmen an Gebäuden heute weitgehend selbstverständlich sind, werden Aspekte des Natur- und Artenschutzes bei Neubauten oder Gebäudesanierungen noch immer stiefmütterlich behandelt.Oft fehlt es an dem nötigen Wissen, an guten Ratschlägen und Vorbildern, wie man mit auch bescheidenen Mitteln die Wohnumfeld "naturfreundlich" gestalten kann.
Hier haben insbesondere zunächst die Kommunen und Behörden eine Vorbildfunktion: denn einerseits befinden sich gerade große Anlagen in öffentlicher Hand, weshalb hier das Optimierungspotenzial auch besonders groß ist. Und andererseits erscheint es wenig glaubwürdig, von Privaten und Betrieben eine "Ökologisierung" ihrer Gebäude und Grünflächen zu fordern, ohne selbst mit gutem Beispiel voranzugehen.
Der Naturschutzverein wird es sich in den nächsten Jahren verstärkt zur Aufgabe machen, auf Möglichkeiten zum Artenschutz und zur Steigerung der Artenvielfalt innerhalb der Ortschaft hinzuweisen, konkrete Anregungen zu geben und sich - soweit personell und fachlich machbar - in die Umsetzung einzubringen.
In lockerer Folge werden wir uns mit kleinen Beiträgen bzw. Anregungen zu diesem Thema äußern, mehr auch unter der Rubrik "Dorf und Landschaft".