Graureiher

Fotos und Text: Seppel Quante, Harsum

 

 

Graureiherkolonie:

Stichkanal Hildesheim, nördlich der Fa. Weiterer

Der Graureiher ist eine Vogelart aus der Ordnung der Schreitvögel.

 

 

 

Mit 85 bis 100 cm ist er der größte europäische Reiher. Seine Flügelspannweite beträgt 155 bis 175 cm. Er erreicht ein Gewicht von ca. 1900g. Das Gefieder auf Stirn und Oberkopf ist weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat schwarze Augenstreifen, die Regenbogenhaut des Auges ist gelb, er hat drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden, eine dreifache schwarze Fleckenreihe am Vorderhals sowie schwarze Schwingen. Im Brutkleid befindet sich an der Seite des Halses eine Rötung und auf der Brust tauchen dunkle Punktreihen auf. Drei lange Vorderzehen sind am Stelzenbein weit auseinandergespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund. Die Beine sind schmutzigbraun. Der Schnabel ist gelb oder orangegelb und wird auch Pinzettenschnabel genannt. Der Graureiher fliegt mit langsamen Flügelschlägen. Beim Flug zieht er wie alle Reiher (im Gegensatz zu Störchen und Kranichen) den Kopf bis auf die Schultern zurück, mit einem S-förmig gekrümmten Hals.

 

Bereits im Februar beginnen die Männchen des Graureihers mit dem Besetzen der alten Horste. Unermüdlich rufend versuchen sie ein Weibchen heranzulocken, welches sich am Ausbessern des Horstes beteiligt. Manchmal wird auch ein neuer Horst angelegt. Der Balz geht ein Tanzspiel voraus, bei dem das Männchen mit hochgerecktem Hals den Schnabel nach oben richtet. Als gesellige Tiere brüten Graureiher gern in Kolonien (siehe am Kanal nahe Algermissen). Die Nester befinden sich meistens in Baumkronen. Das Nest wird gemeinsam aus groben Ästen und Reisig erbaut, vielfach werden vorjährige Nester übernommen oder nur noch ausgebessert. Es ist ein großer aber nicht sehr stabiler Bau. Diese unvollendete Bauweise wird darauf zurückgeführt, dass der Reiher vor noch nicht allzu langer Zeit nur am Boden brütete. Als Beweis dafür wird angeführt, dass man beispielsweise in Holland Reiherkolonien in großen Schilfbeständen findet.

 

 

 

Die Brut der 4-5 Eier dauert 25 - 28 Tage, das Brutgeschäft erfolgt von den Eltern abwechselnd 4-6 Stunden. Auch das Füttern übernehmen beide Elternvögel. Die Eltern tragen die Nahrung, vor allem Weißfische, herbei und erbrechen sie auf den Nestboden. Wir kennen ja alle den Ausdruck „reihern“. Die Jungvögel werden in ca. 50 Tagen flügge. Im Alter von rund 30 Tagen unternehmen die Jungvögel die ersten Ausflüge in die Nestumgebung. Die Sterblichkeit der Jungreiher ist während der Nestzeit sehr groß. Es wird geschätzt, dass in den ersten 6 Monaten 70 Prozent der Jungtiere sterben. Überleben Graureiher ihre Jugendmonate, können sie bis zu 24 Jahre alt werden.

 

 

 

In den Reiherkolonien geht es lebhaft zu, zwischen den Vögeln einer Kolonie herrscht ständiger Streit, weil sich die Vögel untereinander das Nistmaterial streitig machen. Gemeinsam wehren die Vögel auch die Krähen ab, die sich für unbewachte Eier interessieren.

 

 

 

Die Nahrung des Graureihers besteht aus Fischen, Fröschen, Molchen, Schlangen und Wasserinsekten, aber auch Wasserratten und Feldmäuse gehören in größerer Zahl zu seiner Beute. Gelegentlich lässt er auch Eier und Jungvögel mitgehen. Zur Fischjagd kann er auch auf dem Wasser landen, 1-3 Sekunden schwimmen und dann wieder auffliegen. Die bevorzugte Methode ist jedoch, einige Meter vom Wasser entfernt zu landen und dann langsam ins Wasser zu schreiten.

 

Während des Fluges lässt der Graureiher regelmäßig ein lautes, raues „chräik“ zu hören.

 

Graureiher sind die häufigste und am weitesten verbreitete Reiherart in Europa. Sie kommen in allen milderen Regionen Europas und Asiens und im gesamten südlichen Afrika vor. In Norddeutschland leben Graureiher mittlerweile wieder in großen Kolonien. Einige Graureiher ziehen im Winter nach Süden, der größte Teil überwintert jedoch in Deutschland. Sie benötigen allerdings offene Gewässer, um auch im Winter zu überleben. In strengen Wintern, bei denen viele freie Wasserflächen einfrieren, kommen viele Reiher um.

 

Graureiher halten sich besonders gern an seichten Tümpeln und Teichen auf, die von Büschen und Bäumen umgeben sind. Immer häufiger sind sie auch in Ortschaften anzutreffen, hier nutzen sie das gute Nahrungsangebot der fischreichen Gewässer in Parks, aber auch einen Goldfisch im Gartenteich verschmähen sie nicht.

 

Der Graureiher war in den 1970er Jahren im Bestand stark gefährdet. Doch strenge Schutzregelungen haben seinen Bestand wieder anwachsen lassen, er wurde unter Artenschutz gestellt. Lange Zeit wurde Jagd auf ihn gemacht, man glaubte er würde die Fischteiche leerfischen.

 

Der Graureiher besitzt nur eine sehr verkümmerte Bürzeldrüse, er besitzt daher an seiner Brust und in den Leisten Puderfedern, an denen er gelegentlich seinen Kopf reibt und sie damit zerbröselt. Diese sind sehr fetthaltig, weshalb er das entstandene Pulver über seinen Körper verteilt, um sich vor Nässe zu schützen. Diese Puderdunen wachsen ständig nach und fallen auch während der Mauser nicht aus.