Hildesheim (ha). Die Mitglieder des Ornithologischen Vereins zu Hildesheim (OVH) stehen vor einer schweren Entscheidung: Sollen sie ihren weithin anerkannten Natur- und Vogelschutzverein im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) aufgehen lassen? Das wäre nach 60 Jahren dann zugleich das Ende des OVH. Oder hat der Verein mit seinen 1000 Mitgliedern die Kraft, junge Leute für seine Sache zu begeistern und die vielfältige ehrenamtliche Arbeit auf mehr und vor allem jüngeren Schultern zu verteilen?
Werden Nabu und OVH bald eins? Uwe Schneider, Oieter Goy, Andreas Humbert, Winfried Kauer, Maren Burgdorf und Nabu-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann diskutieren mit den Mitgliedern.
Die Diskussion, zu der beide Vereine gemeinsam aufgerufen hatten, verlief ebenso leidenschaftlich wie sachlich. Der OVH ist für viele, die hier seit Jahrzehnten aktiv sind, eine zweite Familie. In unzählbar vielen Stunden haben sie Biotope angelegt und gepflegt, haben kartiert, dokumentiert, wissenschaftlich gearbeitet.
Nicht wenige haben Paul Feindt noch erlebt, einen offenbar äußerst charismatischen Lehrer, der seine Schüler mitzureißen verstand Ihm zu Ehren ist auch die OVH-Stiftung benannt, die heute rund 600 Hektar Land nach ökologischen Gesichtspunkten verwaltet und betreut. Das Wort des OVH hat Gewicht in Politik und Gesellschaft. Und dennoch ist es ihm bis auf wenige Ausnahmen nicht gelungen, Nachwuchs für seine Sache zu gewinnen.
Ganz anders der Nabu: Er spielte bis vor wenigen Jahren in der Region praktisch keine Rolle, unter dem Vorsitz von Andreas Humbert, der seit Anfang des Jahres auch Vorsitzender des OVH ist, legte der Nabu seinen Fokus auf Jugendarbeit, lockte vor allem junge Familien. Die Mitgliederzahl wuchs auf 600 - wobei einige Mitglieder bereits dem OVH angehören. Dann aber stieg die Mitgliederzahl sprunghaft um 800 auf 1400. Die Erklärung: Der Nabu hatte Drückerkolonnen entsandt, die offenbar sehr erfolgreich waren. Statistisch bleiben solche Mitglieder über 13 Jahre treue Beitragszahler.
Doch genau hier wird es heikel: Die Beiträge des OVH -jährlich rund 18 600 Euro - bleiben zu 100 Prozent in der Region. Grob gerechnet 10 000 Euro bekommt die Stiftung für feste Kosten wie Pacht und Steuern, der Rest fließt in den Naturschutz, in Publikationen und Vereinsarbeit. Die Einzelmitgliedschaft beim OVH kostet jährlich 35 Euro, beim Nabu laut Homepage 48 Euro, für Familien und Jugendliche gibt es jeweils Sonderpreise.
Ganz anders die Rechnung beim Nabu: Hier darf die Kreisgruppe nur 20 Prozent behalten, je 40 Prozent bekommen der Landes- und der Bundesverband. Damit nicht genug; Der Beitrag der 800 Kampagnenmitglieder geht an der Kreisgruppe komplett vorbei, wird in den geplanten Aufbau eines von dann neun niedersächsischen Regionalbüros in Rinteln gesteckt, das auch für Hildesheim zuständig wäre.
„Von den 800 Mitgliedern haben wir also nichts?“ wundert sich ein OVH-Mitglied. „Die fischen in unserem Teich.“
Wenn nach einer Fusion 80 Prozent des OVH-Gelds ebenfalls abflösse, im Gegenzug in die Ortskasse aber nur 20 Prozent der Beiträge der 600 Nabu-Altmitglieder bleiben, sehen Skeptiker die Stiftung in Gefahr, die Herzstück und Vermögen des OVH-Naturschutzprogramms ist. Ohne zusätzliche Spenden, die gezielt an den Kreisverband gingen, gäbe es kaum noch freie Masse für die Arbeit vor Ort.
„Grundsätzlich gäbe es ein herzliches Willkommen in der Nabu-Familie", warb der Nabu-Landesvorsitzende Dr. Holger Buschmann. Humbert sieht in einer Verschmelzung eine Bündelung der Kräfte, zudem finde ein größerer Verband mehr Gehör, habe mehr Einfluss. Der Verein stehe auf relativ sicheren Füßen, werde von administrativen Arbeiten befreit, stärker in regionale Projekte und Projekte außerhalb Deutschland eingebunden.
Für den Ornithologen Alistair Hill geht es um mehr als blanke Zahlen. „Ich sehe nicht, dass unsere Identität erhalten bleibt"
Ein Landwirt aus Betheln bekräftigte, dass der OVH auch ohne Nabu „unwahrscheinlichen Einfluss" habe.
OVH-Heuschrecken-Experte Günter Grein „sieht nicht, dass das Geld künftig für die Stiftung reicht". Eine andere Stimme fürchtet eine Austrittswelle.
Winfried Kauer hielt eine leidenschaftliche Abschlussrede: Die Mitglieder müssten raus aus der Hängematte. „Hier geht es um Geschichte, hier hängen Leben dran. Ist der OVH wirklich am Ende oder macht er weiter? Welche innere Kraft hat er noch?“ Seine 200 Mitlieder starke OVH-Regionalgruppe Borsumer Kaspel sei ein lebendiger Verein. „Wenn die Kraft da ist, sollten wir weitermachen.“
Das Votum war eindeutig: Von 67 OVH-Mitgliedern stimmten neun gegen die Verschmelzung, vier enthielten sich. Bei 25 Nabu-Mitgliedern gab es zwei Nein, vier Enthaltungen. Damit sind die Spitzen nun gehalten, die Fusion voran zu treiben. Bis auf OVH-Botanikexpertin Maren Burgdorf haben Humbert, Dieter Goy, Kauer und Uwe Schneider heute schon in beiden Gruppen führende Ämter. Über die tatsächliche Fusion entscheiden später alle Mitglieder.
Anmerkung in eigener Sache:
mit der internen Diskussion reagieren die Mitglieder unseres Muttervereins OVH auf die demografischen Herausforderungen, vor denen sich verantwortungsvolle Vorstände viele Vereine gestellt sehen: der Kreis der derzeit Aktiven wird älter und sieht Bedarf, das in Jahrzehnten Vereinsgeschichte Erreichte zu sichern. Zugleich gilt es auf Veränderungen im gesellschaftlichen Umfeld und dem Freizeitverhalten der "Jüngeren"zu reagieren.
Die Einbettung des OVH in die bundesweit agierende Nabu-Vereinsstruktur ist nach dem Mitgliederentscheid eine aktuell zu prüfende Option. Wobei die unterschiedlichen inneren Vereinsstrukturen eine Reihe von Problemen aufwerfen, so dass es sich derzeit um Überlegungen mit noch offenem Ende handelt. Insofern gibt der HAZ-Artikel den Vorgang auch verzerrt wieder.
Die Mitgliederversammlung des Vereins für Naturschutz Borsumer Kaspel hat sich bereits im Februar 2012 für einen anderen Weg entschieden. Der Verein
blickt auf eine mehr als 25jährige Vereinsgeschichte in der Gemeinde zurück.Er ist aus der Idee entstanden, dass gerade in der intensiv landwirtschaftlich geprägten Börde aktiver
Naturschutz Not tut. Der Verein ist seit Gründung fest in das Vereinsleben vor Ort eingebunden.
Den Mitgliedern liegt erklärtermaßen daran, dass die gezahlten Mitgliedsbeiträge auch weiterhin in den regionalen Naturschutz fließen. So wird für den
Naturschutzverein eine Fusion keine Option sein. Er wird - sollte sich der Mutterverein OVH für die Fusion entscheiden - einen Sonderweg wählen, der den erklärten Willen der Mitglieder
sicherstellen soll.
Ökologisches Kirchturmdenken? diese Gefahr sieht der Vorstand nicht. Dessen Mitglieder waren - durch bewusst gewählte Doppelmitgliedschaften auch im NABU - schon immer auch in den gemeindeübergreifenden Naturschutz eingebunden und weit davon entfernt, bei aller regionaler Verbundenheit den Blick für das "Ganze" zu verlieren.
Seltene Zugvögel in der Hildesheimer Börde
Ende August konnte man einige Tage lang ca. 20 Mornellregenpfeifer in der Feldmark zwischen Hüddessum, Machtsum und Schellerten beobachten. Die Vögel rasten nur für kurze Zeit in Mitteleuropa. Und so zog das seltene Ereignis mehre Hobby-Ornithologen aus ganz Norddeutschland an, die mit ihren Fernrohren und Spektiven die Mornellregenpfeifer beobachteten. Die beste Beobachtungszeit war am Morgen und abends. Zu dieser Zeit findet die Nahrungssuche statt, während im weiteren Tagesverlauf die ruhenden und bewegungslosen Vögel schwer zu erkennen waren. Als Lautäußerung beim Abfliegen war ein trillerndes, für Limikolen unerwartetes tiefmelancholisches „pjürr“ zu hören.
Mornellregenpfeifer rasten meist in artreinen Trupps, nur selten gemeinsam mit anderen Limikolen. Im Rastgebiet verhalten sie sich in der Regel recht vertraut und zeigen wenig Scheu gegenüber dem Menschen. Früher galten diese Vögel in Deutschland als seltene und unregelmäßige Durchzügler. Ende der 1990er Jahre führte aber, in ausgewählten Gebieten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, eine gezielte Suche nach der charismatischen Art zu neuen Erkenntnissen. Vor allem auf Ackerflächen sind seither immer mehr Rastplätze entdeckt worden. Im Jahr 2011 wurden bei 145 Beobachtungen 906 Mornellregenpfeifer gezählt, 2012 waren es 1156 Exemplare bei 213 Beobachtungen.
Die Brutgebiete dieser etwa amselgroßen Vögel, die zu den Watvögeln gehören, liegen in den Tundren und Fjällflächen von Skandinavien und Ostsibirien. Der europäische Brutbestand der Art wird mit einer weiten Spanne auf etwa 11 000 bis 42 000 Paaren geschätzt. Anders als die meisten anderen Vogelarten überqueren Mornellregenpfeifer Europa auf dem Weg zu ihren Überwinterungsplätzen in Nordafrika in einem engen Zeitfenster von 15. Aug. bis 15. Sept. Sie bevorzugen zum Rasten sehr offene, an skandinavische Weiten erinnernde Flächen mit niedrigem Bewuchs, und wie bei uns frisch gegrubberte Stoppelfelder. Wohl keine andere Vogelart in unserem Raum nutzt ein derart kleines Zugfenster und dabei auch noch so spezielle Ansprüche an die Rastplätze wie die Mornellregenpfeifer.
Mornellregenpfeifer im Prachtkleid sind mit keiner anderen in Deutschland zu erwartenden Art zu verwechseln. Der leuchtend weiße Überaugenstreifen, die unterseits auffälligen rötlich-braunen Bereiche und das schmale weiße Brustband sind typisch für diese Vögel. Im Schlichtkleid verblassen die Farben, der Bauch wird fleckig gelb bis weiß und auch das Brustband ist dann nicht so auffällig. Im Flug zeigen Mornellregenpfeifer im Unterschied zu anderen Regenpfeifern sowie den meisten anderen Limikolen keinen weißen Flügelstreifen, sondern dunkle Oberflügel.
Werner Hormann
Naturschutzverein Borsum
Feldhamster in der Hildesheimer Börde
Lebensraum
(nl) Der Feldhamster ist ein typischer Bewohner der Feldlandschaft. Hier benötigt er Löß- und Lehmböden in einer Schichtdicke von mindestens einem Meter und der Grundwasserspiegel darf höchstens 1.20 Meter unter der Oberfläche liegen. Sein Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich in Niedersachsen von Magdeburg nach Hannover, über Hildesheim bis Göttingen Richtung Saalfeld in Thüringen.
Seine Baue legt er dort an, wo ganzjährig Nahrung und Deckung vorhanden ist. So finden sich Feldhamster bevorzugt in Klee- und Luzernefeldern, aber es werden auch mitten in Rüben- oder Getreidefeldern Baue angelegt. Diese sind gut an den sogenannten "Fraßkreisen", die um den Bau herum entstehen, erkennbar. Aufgrund der seltenen Bodenbearbeitung sind insbesondere in Klee- und Luzernefeldern häufig höhere Baudichten festzustellen. In Randstreifen, Böschungen, Gräben, Brachen und sogar in Kleingärten können ebenfalls einzelne Baue des Feldhamsters festgestellt werden. Diese bieten den Vorteil, dass außer einer meist einmaligen Mahd keine Eingriffe erfolgen. Wenn diese Flächen gar nicht mehr umgebrochen werden, meiden sie die Tiere aber schon nach wenigen Jahren. Im Laufe eines Jahres kann eine räumliche Veränderung der Siedlungsdichte festgestellt werden. Diese ist abhängig von der Fruchtfolge bzw. den Bewirtschaftungs- maßnahmen.
Als maximal zurückgelegte Distanzen gelten 500-700 Meter.
Im Hildesheimer Bördegebiet bevorzugt der Feldhamster Winterweizen- und Zuckerrübenfelder.
Beobachtungen
Die besten Monate, einen Bau selber aufzuspüren, sind der April und der Mai. In dieser Zeit öffnet der Hamster seinen Winterbau und die Frucht auf den Feldern ist noch niedrig. Im Abstand von circa 5 m sollte nun das Ackerland in den Reifenspuren der Landmaschinen begangen werden. Hierzu sollte aber die Erlaubnis des Eigentümers eingeholt werden. Hinweise auf einen besetzten Bau liefert ein sogenannter Fraßkreis. Befindet sich in dessen Mitte eine Röhre, die mindestens 6 Zentimeter im Durchmesser misst und 40 cm senkrecht nach unten führt, könnte es sich mit großer Sicherheit um einen Feldhamsterbau handeln. Im Sommer geben zudem noch größere Erdhaufen und bis zu 10 Eingänge in einem Radius von 8 Metern Hinweise auf ein aktuelles Vorkommen.
Bei Störungen versucht der Feldhamster durch die Fallröhre in seinen Bau zu flüchten. Durch seine verhältnismäßigen kurzen Beine ist er aber zu einer längeren und schnellen Flucht nicht fähig. So hat er verschiedene Drohverhalten entwickelt. Er stellt sich auf seine Hinterbeine und bläst seine Backentaschen auf, um größer zu wirken. Die Zähne werden gefletscht und können dabei hin und her bewegen werden! Lautes Zischen und Knurren soll den Feind zusätzlich erschrecken. Wenn dies alles nicht hilft, wirft sich das Tier auf seinen Rücken und zeigt den schwarzen Bauch und die weißen Füße. Dieser schwarze Bauch ähnelt dem Maul eines Raubtieres, mit den weißen Pfoten als Reißzähne.
Ausblicke
Doch trotz seiner mutigen Verteidigungsstrategie ist der Feldhamster vom Aussterben bedroht und steht auf der roten Liste.
Bei größeren Bauvorhaben ist er schon in der Vergangenheit mehrfach in die Schlagzeilen gekommen.
Im Internet gibt es sogar eine Seite, auf der Hamster zum Verhindern von Bauvorhaben ausgeliehen werden können. Als Scherz gedacht!!
Laut einiger Aussagen aus der heimischen Landwirtschaft hat sich die Hamsterpopulation gleich bleibend entwickelt, es wird sogar von leichten Zunahmen berichtet. Doch die wissenschaftliche Auswertung einiger Probeflächen spricht eine andere Sprache.
Auf der Harsumer Probefläche ging der Bestand von 2,09 Baue pro Hektar im Jahre 1985 auf 0,22 Baue pro Hektar im Jahre 1989 zurück.
Ein Hamsterschutzprogramm, an dem sich immerhin eine Handvoll Landwirte aus dem Landkreis Hildesheim beteiligt hat, beinhaltet, ungemähte Randstreifen an den Feldern stehen zu lassen.
Hoffen wir, dass diese Maßnahmen ausgebaut werden und der Feldhamster noch sehr lange ein fester Bestandteil unserer Feldmark sein darf.
Text: Nina Lipecki Naturschutzverein Borsum
Lieblingsvogel Krähe!
(nl) Wenn es eine Umfrage zu den Lieblingsvögeln der Deutschen geben würde, könnte es passieren, dass die Rabenvögel erst ganz am Ende dieser Liste erscheinen, wenn überhaupt! Denn während viele Singvögel, wie Meisen, Rotkehlchen und mittlerweile auch sogar die Spatzen liebevoll durch den Winter gefüttert werden, sind Krähen und Raben keine gerngesehenen Gäste in der Nähe des Futterhauses.
Im Frühling und Sommer sind sie dann oftmals noch unerwünschter, weil sie sich nun mal auch von den Gelegen unserer Singvögel ernähren. Schnell wird da der Ruf nach einer Bejagung laut, begründet mit dem Schutz der heimischen Tierwelt und der Abwendung landwirtschaftlicher Schäden. Laut den Aussagen der Jägerschaft soll die Bejagung hauptsächlich der Aufrechterhaltung des biologischen Gleichgewichtes dienen und dies bedeutet für sie eine Notwendigkeit zur Bejagung von Beutegreifern und auch Rabenvögeln.
Doch dieser Forderung fehlt es an Beweisen, weder ließen sich die angeblichen Schäden wissenschaftlich nachweisen, noch wurde ein "Erfolg" im Sinne einer zunehmenden Artenvielfalt anderer Singvögel nach erfolgtem Töten oder Bejagen der Rabenvögel festgestellt (z.B. Mäck u.a. 1999, Mäck & Jürgens 1999, Haupt 2000).
Kurzfristig lassen sich nach Eliminierung aller Beutegreifer natürlich höhere Herbstbestände der Beutearten erzielen, doch mit einer langfristig wirksamen Populationszunahme hat dieser Effekt keinen Zusammenhang; schon gar nicht mit der Wiederherstellung einer früheren Artenvielfalt, zumal am Anfang eine brutale Artenverminderung durch Abschuss steht. Darüber hinaus werden in einer künstlich prädatoren-freien "Natur" für natürliche Verhältnisse völlig lebensuntüchtige Beutetiere "herangezüchtet" die in dieser Zahl gar keinen Platz im Lebensraum finden.
Fazit:
Die Bejagung ist keine Lösung. Durch das Eingreifen der Menschen in den Naturkreislauf wurde bisher alles immer schlimmer.
Eine strukturreiche Landschaft ist Voraussetzung für Artenreichtum und ein natürliches Gleichgewicht zwischen Beutetieren und –greifern. Die bäuerliche Landwirtschaft hatte damit keine Probleme. Erst die moderne Landwirtschaft mit ihrer intensiven und industriellen Bewirtschaftung schränkt den Lebensraum für alle wildlebenden Tiere massiv ein, ließ viele wichtige Strukturelemente in der Landschaft verschwinden. Dabei sind die ökologischen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Natur zu komplex, als dass ein erwünschtes „Ersatzgleichgewicht“ durch menschliche Lenkungsmaßnahmen künstlich aufrechterhalten werden könnte. Wer Artensterben und Ungleichgewichten in der Natur entgegenwirken will, muss an den Ursachen ansetzen, nicht an den Symptomen.
Rabenvögel, wie Elstern, Krähen, Kolkraben und Eichelhäher gehören zu einem intakten Naturhaushalt dazu. Sie haben wichtige Aufgabe als Prädator, Nestbauer, z.B. für den Baumfalken, als Waldbegründer und auch als Aasvertilger.
Wer sich einmal länger mit diesen schlauen Vögeln beschäftigt, wird von ihnen fasziniert sein.
Fotos: Seppel Quante, Kolkrabennest im Borsumer Wald
Text: Nina Lipecki
Naturschutzverein Borsum
Borsum (mll). „Pst! Hört mal. Ein Specht“, macht Nina Lipecki einige Kinder aufmerksam. Die schauen sich neugierig um, denn sie wollen den seltenen Vogel im verschneiten Borsumer Wald mit eigenen Augen sehen. Glück haben sie allerdings nicht. Immerhin: Einige Meter weiter fliegt plötzlich eine Wildgänsegruppe über ihre Köpfe hinweg. Mehr als 30 Kinder und Erwachsene haben beim Erlebnistag der Spielvereinigung Hüddessum-Machtsum teilgenommen. Sie marschierten vom Clubhaus in Machtsum los und ließen sich rund anderthalb Stunden lang von Winfried Kauer, Nina Lipecki und Jeanette Raulfs vom Verein für Naturschutz Borsumer Kaspel im OVH durch das Gehölz führen. Die drei Experten gingen auf die Artenvielfalt im Borsumer Wald ein, machten auf Tierspuren aufmerksam, zeigten Vogelnistkästen und sprachen auch Probleme im Wald - verursacht durch Mensch und Tier - an.
Bei einer Mitmach-Aktion verband die elfjährige Alida ihrer Freundin Anna mit einem Stoffband die Augen und führte sie zu einem Baum. Dessen Rinde, Umfang, die Verzweigungen der Äste musste die zehnjährige Anna ertasten, denn sie sollte ihn wenige Minuten später ohne Augenbinde wiedererkennen. Einige Erwachsene taten es dem Nachwuchs gleich. Mancher von ihnen bewies Fingerspitzengefühl und prägte sich einen einzigartigen Spalt im Stamm oder eine andere auffällige Besonderheit des Gehölzes ein. Dafür mussten die Teilnehmer natürlich kurzzeitig auf ihre Handschuhe verzichten. Diese trugen wegen Minusgraden so ziemlich alle Teilnehmer wie auch wärmende Jacken, festes Schuhwerk, Schal und Kopfbedeckung. Schneeflocken wirbelten durch die Luft, die Fußstapfen der Wanderer waren nach einiger Zeit zugeschneit. Aufwärmen konnten sie sich nach der informativen Führung beim geselligen Beisammensein und Essen in einer Gaststätte im Borsumer Wald. „Schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung“, sagt Anni Aselmeyer fröhlich. Sie organisiert seit vielen Jahren die gesellige Freizeitaktion der SpielVereinigung. Vor 33 Jahren fing alles an. Damals gab es einen Wandertag, der Wendhausen zum Ziel hatte. „Dort gab es im Wald Glühwein und Würstchen“, erzählt Aselmeyer. Das kam so gut an, dass in den Folgejahren der Wandertag wiederholt wurde - es ging unter anderem nach Grasdorf zum Glashaus, Haus Escherde, Petze und Neuhof. Teilweise waren um die 100 Teilnehmer zu zählen.
Die Spielvereinigung legte die Termine jeweils an den Jahresanfang, bevor die Hallen- und Fußballspiele beginnen. Dieses Jahr stand erstmals ein Erlebnistag auf dem Programm, den Aselmeyer zusammen mit Wolfram Thiele organisiert hatte. Aus Interesse, wegen der Fitness und der Geselligkeit nahm gestern auch Inge Vollmer aus Machtsum teil. Sie war mit 81 Jahren die Älteste in der Runde. Seit rund 30 Jahren steht der Termin der Spielvereinigung in ihrem Kalender.