Der von Werner Hormann geplante naturkundliche Spaziergang führte uns – ausgehend von der Parkmöglichkeit oberhalb des Lokals Sonnenberg bei Egenstedt zu der von der Paul-Feindt-Stiftung erworbenen und danach erweiterten Streuobstwiese an der nördlichen Hangseite.
Streuobstwiesen sind „hot spots“ der ökologischen Vielfalt.
Hier ein Textauszug (mit weiterführenden Hinweisen) des NABU zu dieser Thematik:
http://www.nabu.de/themen/streuobst/hintergrund/
Streuobstbeständen gemeinsam ist die regelmäßige Nutzung sowohl der Hochstamm-Obstbäume (Obernutzung) als auch der Flächen unter den Bäumen (Unternutzung). Die umweltverträgliche Nutzung eines Streuobstbestandes schließt die Anwendung synthetischer Behandlungsmittel wie Pestizide und Dünger aus.
Gefährdet waren Streuobstbestände in den 1950er bis 1970er Jahren durch teils öffentlich geförderte
Rodungen, die meist die Umwandlung in niederstämmige Monokulturen zum Ziel hatten. Heutzutage sind Streuobstbestände direkt am stärksten durch Bebauung, in Ballungsräumen durch Intensivierung in
Gartengrundstücke mit englischem Rasen, Zäunen, Hütten und Nadelbäumen sowie in ländlichen Räumen durch Nutzungsaufgabe und Verbrachung gefährdet. Ursache hierfür ist die häufig mangelnde
Rentabilität des Streuobstbaus im Vergleich zu den rationeller zu bewirtschaftenden Niederstamm-Anlagen. Dies gilt insbesondere für den Tafelobstbau. Bei der Direktvermarktung von Saft und der
Kleinbrennerei war und ist die Streuobst-Bewirtschaftung vergleichsweise rentabel.
Seit Anfang der 1980er Jahre bemühen sich Naturschützer, Landwirte, öffentliche Hand und Keltereien vermehrt um Schutz und Förderung der Streuobstbestände in Deutschland. Motivation hierfür sind
die Bedeutung des Streuobstbaus für Landschaftspflege und Naturschutz, als Kulturgut und als Erwerbszweig sowie für Naherholung und Tourismus.
"Herausragende internationale Verantwortung" besitzt Deutschland für die Erhaltung der Streuobstwiesen, so Dr. Markus Rösler, der Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst. Die rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen - eine Fläche größer als das Saarland - sind nach Auffassung Röslers die "Hot spots der Biologischen Vielfalt nördlich der Alpen": Mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten besitzen die Streuobstbestände Deutschlands eine ungewöhnlich hohe biologische Vielfalt, sie gehören zu den naturschützerisch bedeutendsten Kulturlandschaften Europas.
Der Naturschutzverein Borsum hat versucht, in unserer Ortschaft in unmittelbarer Ortsnähe eine brach liegende Fläche zu solch einem ökologischen „hot spot“ umzuwandeln. Das setzt voraus, dass sich die Flächeneigentümer mit der langfristigen Nutzung einverstanden erklären. Da sich die Flächeneigentümerin der Bewahrung der Schöpfung verschrieben hat, sahen wir zunächst gute Chancen für eine beispielhafte Kooperation von (im konkreten Fall: ) mehreren Vereinen und der Flächeneigentümerin. Leider ist die Flächeneigentümerin diesem bereits konkret ausgearbeiteten Vorschlag noch nicht näher getreten. Der Naturschutzverein ist jedoch bemüht und interessiert, Streuobstwiesen als wertvolles Strukturelement im dörflichen Umfeld der Ortschaften Harsums neu anzulegen.
Die Wanderung führte uns dann nach mäßigem Aufstieg an den Rand des Segelfluggeländes oberhalb der Ortschaft Wesseln. Dort befindet sich das Naturschutzgebiet „Steinberg bei Wesseln“ (NSG HA 074). Es ist flächengleich mit einem entsprechenden FFH-Gebiet.
Naturkundlern des Hildesheimer Raumes ist der Steinberg bereits seit langem als Lebensraum seltener und gefährdeter Arten bekannt. Um dieses Gebiet für die Zukunft zu sichern, stellte der OVH im Jahre 1979 einen Antrag auf Unterschutzstellung. Die Bezirksregierung Hannover leitete 1982 ein entsprechendes Verfahren ein und setzte dann 1984 die Naturschutzverordnung in Kraft. Die Pflege eines solchen Gebietes ist ebenso schwierig wie aufwändig.
Das Gebiet liegt im Naturraum Innerste-Bergland. Es erstreckt sich auf dem Südhang eines Höhenrückens aus Muschelkalk und umfasst mäßig steile bis steile Hänge mit flach- bis mittelgründigen, leicht erwärmbaren Kalkverwitterungsböden. Das Gebiet ist mit einem Mosaik aus artenreichen Halbtrockenrasen und Gebüschen bedeckt. Die Halbtrockenrasen werden als Schafweide genutzt. In das NSG einbezogen sind kleine Waldstücke, Grünlandflächen und ein kleiner Acker.
Das Naturschutzgebiet beherbergt eine außergewöhnliche Vielfalt an seltenen Arten trockenwarmer Kalkstandorte, darunter einige extrem seltene bzw. vom Aussterben bedrohte Pflanzen-, Schnecken- und Insektenarten. Bemerkenswert sind auch der Pilzartenreichtum des Gebietes sowie staudenreiche Sukzessionsstadien auf besonders extensiv genutzten Halbtrockenrasen und in Saumbereichen.
Die Paul-Feindt-Stiftung hat diesem Gebiet ein eigenes Mitteilungsblatt (erschienen 2001) gewidmet mit Fachbeiträgen zu den Themen Geologie, Vegetation, Flora (Farn- und Blütenpflanzen, Moose, Flechten, Pilze) und Fauna (u.a. Käfer, Falter, Grabwespen und Bienen, Heuschrecken, Kriechtiere und Lurche, Vögel). Farbtafeln und Hinweise zu Schutz und Pflege dieses Gebietes runden das Mitteilungsblatt ab.