(wk) Nun ist es da, ein Foto, das die Neugier all jener befriedigen sollte, die wissen wollen, wie das weiße Reh "aus der Nähe" aussieht. Und das auch die Gemüter derjenigen beruhigen sollte, die sich über die bisherige Berichterstattung aufgeregt haben. Denn das Foto wurde mit professioneller Teleoptik (zwangsläufig bei leider witterungsbedingt widrigen Lichtverhältnissen) gemacht und hat den unfreiwilligen "Star des Borsumer Waldes" ersichtlich nicht gestört:
Nachstehend eine Ausschnittsvergrößerung:
Und hier unser bisheriger Text zu diesem Thema:
(wk) Seit einigen Tagen können Spaziergänger im Borsumer Wald mit etwas Glück eine Rarität entdecken: ein weißes Reh. Unserem Vereinsmitglied Reinhard Gronau ist es vor einigen Tagen gelungen, mit seiner Kamera ohne Spezialausrüstung ein Foto von diesem Tier zu "schießen".
Um einen "echten" Albino dürfte es sich bei dem Reh im Borsumer Wald nicht handeln, denn Beobachtungen sprechen von "braunen Augen" und gefärbten Stellen im Fell. Außergewöhnlich ist diese Erscheinung allemal.
Verantwortlich für die typische Färbung von Fellen, Gefiedern oder Fischschuppen von Tieren ist der Farbstoff Melanin. Ist dieser genetisch bedingt nicht ausreichend oder gar nicht vorhanden, bleibt das Tier weiß. Die Augen haben eine rötliche Farbe, denn durch die farblose Iris schimmert das Blut hindurch. Natürlich sind nicht alle weißen Tiere Albinos, aber dieser Gendefekt kann grundsätzlich bei allen Tierarten auftreten – egal ob Tiger, Fisch, Igel oder sogar bei Eisbären, Albinismus kann jedes Tier treffen.
Wir haben bei einem Jäger nachgefragt. Natürliche Feinde hat das Bockkitz aufgrund seiner Größe nicht mehr. Und auch seitens der örtlichen Jäger droht keine Gefahr. So bleiben es mal wieder die PKW, die so manchem Wild beim natürlichen Wechsel zwischen Wald und Feldern zum Verhängnis werden, wobei derzeit die Felder schon abgeerntet sind und sich der Wechseldrang reduziert hat.
So bleibt uns nur an das Verantwortungsgefühl der Spaziergänger zu appellieren, jetzt nicht ständig hinter dem Wild her zu "jagen", um einen Blick auf das Tier zu erhaschen. Zwar ist es ein "Star", aber eben nicht freiwillig. Und von daher sollten wir es nicht ständig im Stress halten.
Eine kurze Suche im Internet zeigt, dass auch andernorts solche Tiere bereits Aufsehen erregt haben, hier eine kleine Auswahl anderer Berichte:
http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/tuningen/Weisses-Reh-auf-der-Baar-entdeckt;art372538,5654073
http://www.bild.de/regional/hannover/hannover-regional/seltenes-weisses-reh-bei-osnabrueck-gesichtet-25601172.bild.html
http://www.stern.de/wissen/natur/albino-reh-weisses-bambi-soll-nicht-sterben-575457.html
http://www.welt.de/newsticker/news3/article109099112/Bild-Weisses-Reh-sorgt-im-Allgaeu-fuer-Aufsehen.html
Nachtrag:
im Februar 2014 wurde das weiße Reh von einem Kfz angefahren und kam dabei ums Leben.
Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung berichtete am 06.02.2014 hierüber wie folgt:
Borsum (ara). Ein weißes Reh aus dem Borsumer Holz, das seit einem Jahr Aufsehen erregt hat, lebt nicht mehr. Das seltene Tier ist am Montag angefahren worden und im Straßengraben zwischen Borsum und Asel verendet. Dies wurde erstgestern bekannt. Laut Polizei war das Reh vor das Auto einer 50-Jährigen aus Harsum geraten und nach der Kollision offenbar davongelaufen, denn die Beamten fanden keinen Kadaver. Nur Haarspuren am Renault der Frau zeugten von einem Zusammenprall mit einem Tier. Gestern fand ein Radfahrer das Reh an anderer Stelle im Straßengraben. Viele Menschen zeigen sich nach dem Unfall bestürzt. Denn das Wild mit dem weißen Fell war für manche ein stiller Star. Ein Blickfang, der die Neugier zahlreicher Spaziergänger weckte. Eine absolute Rarität, auf die auch erfahrene Jäger nur selten stoßen. Im Januar 2013 fiel das weiße Tier zum ersten Mal auf. Und einige aus Borsum schlossen es ins Herz. Jetzt müssen sie ohne den liebgewonnenen Waldbewohner auskommen, der schon fast ein lebendiges Wahrzeichen des Borsumer Holzes war. Jens Klug gehört. zu denjenigen, die das Tierschicksal bewegt. Der Mitarbeiter der Straßenmeisterei Sarstedt soll am Mittwoch den Kadaver aus dem Graben an der Kreisstraße bei Borsum hieven. „So etwas habe ich in 25 Jahren bei der Straßenmeisterei noch nicht erlebt", er-zählt der Mann. Seine Stimme klingt be-drückt. „Das Tier tut mir sehr leid.“ Auch er hatte den etwa zweijährigen Rehbock schon länger beobachtet. „Er stand im Wald hin und wieder mit einigen braunen Rehen zusammen“, erinnert sich Klug. Und dann die schlechte Nachricht. Die Straßenmeisterei muss zu der Unfallstelle. Ausgerechnet Tierfreund Jens Klug soll es machen. Er steckt den Kadaver in einen hellgrauen Kunststoffsack. Dieser landet im Auto der Straßenmeisterei. Mit seinem Kollegen Ahmed Mohammad fährt Klugwieder davon. „Der Kadaver wird bald vom Abdecker abgeholt. Der bringt ihn dann zur Tierbeseitigung“, berichtet er. Wie er sind auch etliche Borsumer entsetzt. „Es war quasi unser Haustier. Wir nannten es Albino", erzählt eine Frau. Sie radelt mit ihrem Mann regelmäßig vom Stiftsdorf nach Hildesheim, um dort ein-zu kaufen Und manches Mal sahen sie das Reh. Dann, am Mittwoch, trifft es sie geradezu wie ein Schlag, denn bei einer weiteren Radtour bemerkt der Borsumer, der diesmal allein mit dem Fahrrad unterwegs ist, das tote Tier. „Noch am Vortag habe ich ein verendetes Reh gesehen. Und jetzt haben sie auch noch das weiße umgefahren", sagt der 72-jährige Rentner. Seit einem Jahr hatte er das Reh immer wieder beobachtet. Auch für ihn schließt sich ein Kapitel, sein „Albino“, wie er es nannte, ist nicht mehr da. Dabei war es gar kein lupenreiner Albino. Denn die Lauscher waren schwarz umrandet. Außerdem hatte es schwarze Augen. Diese wären sonst typischerweise rot gewesen. Bei diesen seltenen Tieren. die tatsächlich ein völlig weißes Fell haben, handelt es sich laut Experten um sogenannte Verlustmutationen, deren Erbfaktor für die Haarfärbung wegfällt. „Im Gegensatz zu weißen Rehen tauchen schwarze öfter mal auf. So etwa in einem Jagdrevier des Forstamtes Haste bei Bückeburg Bei uns kommen schwarze vereinzelt vor", erklärt Kreisjägermeister Joachim Algermissen. „Bei Söder war vor einigen Jahren ein weißer Damhirsch unterwegs, der ebenfalls überfahren wurde“, berichtet Algermissen. Er kennt die Kreisstraße 202, auf der das weiße Reh angefahren wurde, sehr gut. „Das ist eine ganz schlimme Strecke an der Waldkante. Die Leute fahren da oft zu schnell Dort werden viele Tiere beim Wildwechsel durch Unfälle getötet. Ein Reh, das diese Straße überquert., hat keine hohe Lebenserwartung. „Auf weißes Wild zu schießen, ist übrigens für Waidmänner ein Tabu. Die Jägerehre verbietet es, solch ein seltenes Wesen zu erlegen. „Wer ein weißes Reh schießt, dessen Leben ist verloren – oder jemand aus der Familie des Waldhüters stirbt“, so steht es in einer alten Jägerlegende. Auch weiße Hirsche und weiße Gemsen sind unantastbar. Wer sie schieße, befördere sich oder einen Angehörigen dadurch ins Jenseits, heißt es in einer Sage aus den bayerischen Alpen.